zwischen Material, Spiel und Sprache
Phänomenologie und experimentelle Didaktik
Prof. Dr. Claus Stieve
Sprache wird wachgerufen, weil etwas anspricht. Die Vielfalt der Sprache hat für die Kölner Kita-Leiterin Martina Schaab ihre Wurzeln nicht nur in der Ansprache durch andere Menschen, sondern auch in einer „Mehrsprachigkeit der Dinge“. Im Gespräch mit anderen und im Spiel mit den Dingen kommen Kinder zur Sprache, sie spielen Geschichten, sie begleiten diese sprachlich und sie erzählen sie. „Geschichtenerzählen ist nichts anderes als Spielen in erzählerischer Form“, so die amerikanische Pädagogin, Vivian Paley. Für sie ist Spiel „und sein notwendiger Kern, das Erzählen (…) die primäre Realität“ in einer Kindertageseinrichtung. Jede Geschichte steht für eine Handlung und ein szenisch spielerisches Geschehen, das durch den Raum und die Dinge wachgerufen werden. Paley behauptet, ohne das Aufschreiben der Geschichten von Kindern wüsste sie nicht, was für die Kinder „wirklich“ ist. In dieser Werkstatt geht es darum, sich davon anstecken zu lassen: Vielleicht wissen wir auch nicht, wie Kindern sich bilden, wenn wir nicht mit ihrem Spiel und ihren Geschichten in Kontakt kommen und sie zu einem Kern der Pädagogik machen.
Die geplante Werkstatt verfolgt mehrere Ziele:
- Werden wir uns den Dingen, ihrem Aufforderungscharakter, dem Spiel und der Sprache als Phänomenen der frühen Kindheit annähern. Wie sprechen Kinder und welche Bedeutung hat dafür ihr Spiel mit Dingen und Material?
- werden wir Spielszenen von Kindern videographieren und fotografieren, Geschichten von Kindern aufschreiben, sammeln, deuten und dokumentieren.
- werden wir mit Raum, Geschichten und Material experimentieren und Spiel- und Erzählraume für und mit Kindern entwickeln.
Der Ort für dieses Erkunden und Ermöglichen von Spielszenen wird die Bildungswerkstatt sein. In ihren Räumen liegt ein weiteres Ziel des geplanten Projektseminars: Die Räume wurden zwar Anfang 2015 eröffnet und sie sind mit vielfältig deutbarem Mobiliar ausgestattet. Erst langsam aber entstehen Materialsammlungen, um didaktische Prozesse zu unterstützen. In diesem Seminar geht es insbesondere darum „unspezifisches Material“ zu sammeln, um mit ihm Spiellandschaften zu inszenieren. Unspezifisch, weil es um alle möglichen Gegenständlichkeiten geht, wie Plane, Holz, Tücher, Kartons und vieles mehr.
In der Werkstatt werden sich daher das gemeinsame Erarbeiten von theoretischen Zugängen, das Inszenieren mit Material und Raum, der Austausch über Beobachtungen und Geschichten und gemeinsame Aktionen mit Kindern abwechseln. „Produkt“ der Werkstatt soll eine Ausstellung und größere Rauminstallation zum Ende des Sommersemesters 2016 sein.