„Sammeln … ist existentiell in menschliche Praxis eingeschrieben“ (Kekeritz et al 2016,6).
WER sammelt? Kinder, Erwachsene, Kunstliebende, Schrotthändler… WIE wird gesammelt? Ästhetisch, ökonomisch, verschwindend, bewahrend … WAS wird gesammelt? Alltägliches, Triviales, Wertvolles, Winziges … WO wird gesammelt? Schuhkarton, Schatzkiste, Museum, Wald … WARUM wird gesammelt? Sinn, Schönheit, Kultursicherung, Reichtum …
Die Tätigkeit des Sammelns hat Menschen und ihre Gesellschaften schon immer geprägt, angefangen beim Sammeln von Nahrung. Nicht nur anthropologisch ist das Sammeln ein interessantes Phänomen, sondern ebenso individuell wie auch gesellschaftlich. „Von allen Motiven, die Menschen im Innersten bewegen und handeln lassen, gibt es kaum eins, das nicht seine Ursache im Sammeln hat. Durch das Anhäufen und Demonstrieren von Dingen unterschiedlicher Art gewinnen Menschen Orientierung, leben ihre Leidenschaft, aber auch ihre Eitelkeit und ihren Machttrieb.“ (Frey 2016) „Das Sammeln kultureller und natürlicher Objekte geht bis in die Anfänge menschlicher Gesellschaften zurück. Die „Aneignung“ der Welt oder der Wunsch, die Zeit durch materielle Belege festzuhalten, sind nur einige Motive privaten Sammelns … “ (Deutscher Museumsbund 2016).
In dieser Werkstatt wird den oben genannten Fragen nachgegangen: Im Wintersemester grundlegenden Fragen des Sammelns in der Verbindung zur eigenen Sammeltätigkeit der TeilnehmerInnen und deren Reflexion. Sich selbst beim Sammeln erleben, Orte besuchen, an denen gesammelt wird, Sammlungen ordnen, Sammlungen präsentieren. Im Sommersemester werden Sammlungen von Kindern im Vordergrund stehen. Wie kommen diese zu ihren Sammlungen, warum legen sie diese an, was haben sie eigentlich davon?
Wenn viele Menschen sammeln, kann man annehmen, dass diese Tätigkeit eine nachhaltige Bedeutung für diese hat: Was macht sammeln mit den Menschen, welche kommunikativ/interaktiven Strukturen begleiten diese Tätigkeit, welche Praktiken des Sammelns haben Gesellschaften entwickelt? Eine sowohl individuale als auch gesellschaftliche Perspektive soll sich in beiden Semestern durch die Veranstaltung ziehen: Wie ist das Verhältnis von Sammeln, Erfahren und Wissen; welche Wissensgenese kann beim Sammeln entwickelt werden, wie baut sich beim Sammeln Wissen auf und wie geschieht der Austausch darüber?
Sammeln ist Bestandteil von Alltagskultur, wie ebenso Grundlage von Wissenschaft und kulturelles Gedächtnis. Sammlungen können als „Repräsentanten einer als sinnhaft erlebten Welt – quasi Weltentwürfe im Mikroformat“ (Kekeritz et al 2016, 5) eingeschätzt werden.