Anlässlich des diesjährig virtuellen „Dies Academicus“ am 17.12.2020, wurde ein ganz besonderer Raum durch die Bildungswerkstatt zugänglich, die mit dem Projekt „Artist of Residence“ Künstler:Innen die Möglichkeit gibt, durch ihre gestaltenden, schöpferischen Ausdrucksformen einen Bildungszugang zu kreieren, der durch ein virtuelles Format bereichert.
Den Auftakt gab Rochus Aust, der erste „Artist of Residence“, Trompeter, Installationskünstler und Entdecker bisher unbekannter Welten. Seine Performance „NO STREAM, NO FEAR“ zeigte klar, was möglich ist: Zehn Laptops, die dem Zuschauer zehn Zoom-Fenster zeigten, nahmen auf, was in nur drei Räumen passierte. Mit seinen Kolleg:innen Verena Barié und Jan Verbeek erschuf Aust ein virtuelles Ideenland, das den Teilnehmern mit jedem Zoom-Fenster einen neuen Zugang eröffnete: Während sich der Zuschauer in einem der Fenster noch seiner Faszination hingibt, zeigen sich bereits in Fenstern zwei, drei und vier neue bewegte Welten. Mit scheinbar unsichtbarer Hand werden Räder gedreht, Nussknacker bewegt, Fahnen geschwenkt. Gleichzeitig werden Trompete, Klavier und Flöte gespielt und Filme vor- und zurückgespult. Während in einem Fenster Ping Pong-Bälle auf einem Bildschirm hüpfen, läuft durch ein anderes Fenster ein Mensch mit Gasmaske, dazu vier Menschen, die nebeneinander Fahrrad fahren und ein Regenschirm, der durch das Bild gleitet.
Auditiv und visuell bringt Aust durch das Öffnen immer neuer, belebter Fenster den Zuschauer ins Staunen. Nach dieser Performance nennt man Rochus Aust wohl auch zu Recht den „Mann mit den 1000 Armen“.
NO STREAM, NO FEAR!
Ein ZoomBlogLuckShot von Rochus Aust
An Tag 2 von Shutdown 3.0 sind 8 Türchen im Kalender geschlossen.
Auch das noch! Soviel Lockup war noch nie, sagt der Präsident: Wer
jetzt keine Weihnachtsgeschenke hat, bekommt auch keine mehr.
Der Medienperformer Rochus Aust ergreift die Chance, den einsamen
Türchen die Schließung zu entreißen. Allerdings zu einem sehr sehr
hohen persönlichen Preis: seiner allerersten Zoom-Session überhaupt.
„Ich überwinde meinen Stolz, Microsoft und Zoom bisher niemals
angerührt zu haben und opfere ihn der Ehre, Digitale Irritationen als
artist-in-residence in der TH Köln anpflanzen zu dürfen. Der Rest ist
Rückblick, denn Online war nichteinmal gestern.“ (Rochus Aust im
Interview mit Franka Bandoni für Digital Dogs, 2020)
15 Minuten digital-pandemischer Verlauf mit ungewissem Ausgang?
Visueller overkill zur Vertreibung von Todesangst?
Medienpiraterie akademischer Bildungsräume?
Akustische Intensivstation für Mehrdenker?
Künstlerische Zwangsimpfung oder simple Verbortheit von digital-grandpa?
Ja, nein, viel einfacher: Mehr Weihnachten wird es nie mehr geben!